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Was können Jugendliche tun, damit sie ihr Handy im Griff haben und nicht umgekehrt? Wissenschaftler*innen sehen Medienkompetenz als entscheidenen Faktor und fordern daher auch ein entsprechendes Schulfach. Es sei problematisch, dass aktuell die Medienbildung von Jugendlichen hinter den technischen Möglichkeiten zurückbleibe. Wer die Mechanismen durchschaut, mit denen Social-Media und Streaming-Apps arbeiten, um die Nutzer*innen abhängig zu machen, und wer weiß, wie man sich davor schützen kann, kann die vielen Vorteile, die uns unsere Handys bieten, voll genießen.
„Dark Patterns“ machen abhängig
Plattformen, Streaming-Apps und Mediatheken sorgen mit Benachrichtigungen, die plötzlich auftauchen, und automatisch startenden Videos gezielt dafür, dass man nicht mehr aufhören kann. Diese manipulativen Designs werden auch „Dark Patterns“ genannt, weil man sich über ihre Wirkung nicht bewusst ist. Durch den Überraschungseffekt wird im Gehirn der Nutzer*innen Dopamin ausgeschüttet, welches für einen positiven Kick sorgt. Nach diesem Kick kann man süchtig werden, so kann eine Abhängigkeit von diesen Medien entstehen. Damit das nicht passiert, sollte man über diese „Dark Patterns“ Bescheid wissen und darauf achten, wie sie auf einen wirken.
Empfohlene Bildschirmzeiten
Damit man gar nicht erst abhängig wird, ist es wichtig, die tägliche Handyzeit zu begrenzen. Folgende Zeiten werden für Jugendliche empfohlen. Sie beziehen sich allerdings nicht nicht nur auf die Handyzeit, sondern auf die Bildschirmzeit insgesamt.
- 9 bis 12 Jahre: maximal 45 bis 60 Minuten täglich
- 12 bis 16 Jahre: maximal 1 bis 2 Stunden täglich
- 16 bis 18 Jahre: bis zu 2 Stunden täglich
Wenn man die Empfehlungen mit den Ergebnisse unserer Umfrage vergleicht, zeigt sich dass die Mehrheit der befragten KGS-Schüler*innen etwas über der Empfehlung liegt. Die meisten Befragten sind mehr als 2 Stunden täglich am Handy.
Wissenschaftler*innen empfehlen, dass die Eltern mit ihren Kindern gemeinsam feste Medienzeiten vereinbaren. Außerdem ist es wichtig, das Handy zeitweise wirklich auszuschalten und auch nicht bei sich zu haben.
Wer seine tägliche Handyzeit begrenzt, hat auch Raum für andere Aktivitäten, wie Sport und kreative Hobbys. Wenn man Zeit mit anderen verbringt, ohne dabei vor einem Bildschirm zu sitzen, verbessert das die sozialen Kompetenzen und man kommt allgemein besser mit anderen Menschen klar.
Damit man gut einschläft und sich im Schlaf wirklich erholen kann, sollte man sein Handy mindestens eine Stunde vorher auszuschalten. Beim Lernen sollte man das Handy ebenfalls ausschalten und das Handy am besten gar nicht im selben Raum haben, damit sich das Gehirn wirklich auf das Lernen konzentrieren kann.
Bewusster Umgang mit Sozialen Medien
Um negativen Folgen von Social Media vorzubeugen sollten Eltern ihre Kinder hierbei anfangs begleiten. Kinder müssen über Regeln zur Privatsphäre augeklärt werden und auch darauf vorbereitet werden, dass unangemessene Inhalte auftauchen können. Social-Media-Plattformen geben teilweise ein Mindestalter vor, an das man sich unbedingt halten sollte. Wissenschaftler fordern, dass es für Soziale Netzwerke noch strengere Regeln gibt, damit es für Jugendliche sicherer wird. Auch bei den Sozialen Medien ist es wichtig, zwischendurch echte Pausen einzulegen, und sich die eigene Nutzung bewusst zu machen.
Jugendliche mit psychischen Problemen sollten im Umgang mit Sozialen Medien besonders vorsichtig sein. Hier sind auch die Eltern gefragt, zu erkennen, ob es ihren Kindern schlecht geht und sie zu unterstützen. Außerdem ist es wichtig, dass es gute ärztliche Unterstützung und Therapieangebote gibt. Wenn es euch über einen längeren Zeitraum schlecht geht, dann holt euch unbedingt Unterstützung.
Kriterien für eine problematische Handynutzung
Ihr könnt selbst überprüfen, ob euer Handykonsum negative Auswirkungen hat. Dazu solltet ihr die Dauer eurer Handynutzung ferststellen. Viele Geräte zeigen zum Beispiel an, wie lange der Bildschirm angeschaltet war. Wenn ihr euer Handy weitaus häufiger nutzt, als es von Psychologen für Jugendliche empfohlen wird, ist das ein Hinweis darauf, dass es zu negativen Auswirkungen kommen kann. Die Zeit alleine ist aber nicht entscheidend, folgende Kriterien könnt ihr selbst prüfen:
- Vernachlässigst du Freundschaften oder Hobbys, weil du lieber am Handy bist?
- Bist du in der Schule oft müde und unkonzentriert?
- Hast du häufig schlechte Laune und fällt es dir schwer, mit anderen Leuten klarzukommen?
- Nutzt du dein Handy in erster Linie, weil dir langweilig ist?
- Greifst du häufig zum Handy, um Stress abzubauen?
Wenn man sehr häufig aus Langeweile das Handy nutzt, ist das ein Zeichen dafür, dass man nicht so recht weißt, wie man anders mit der Langeweile umgehen kannst, oder dass man Leerlauf schlecht erträgt. Das ist ein Teufelskreis: Je häufiger man dann aus Langeweile zum Handy greift, desto schwerer fällt es einem, selbst kreativ zu sein oder Ruhe zuzulassen. Dasselbe gilt, wann man sein Handy häufig nutzt, um Stress abzubauen. Es ist wichtig, sich andere Möglichkeiten zu suchen, um mit Langeweile, Stress und Problemen umzugehen. Wer das gar nicht (mehr) kann, sollte sich Unterstützung holen.
Diese und weitere Informationen zu Maßnahmen für einen guten Umgang mit dem Handy findest du hier:
- https://www.ich-bin-alles.de/themen/psychisch-gesund-bleiben/hast-du-deine-medien-im-griff-oder-sie-dich
- https://www.geo.de/wissen/gesundheit/gravierende-auswirkungen–so-veraendert-das-smartphone-unser-gehirn-34598530.html
- https://www.deutschlandfunk.de/mediennutzung-tv-computer-kinder-jugendliche-gehirn-100.html
- https://www.ins-netz-gehen.info/eltern/beratung-und-informationen-zur-mediennutzung/zeitlimit-handy/
Auf der Webseite von „Ins Netz gehen“ gibt es einen Online-Test. Dabei wird nicht nur die Handynutzung geprüft, sondern es werden alle Medien einbezogen:
https://www.ins-netz-gehen.de/test-handysucht-computersucht/