Bartholomäus-Schink-Preis 2024

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von Alissa (Jg. 6), Marit (Jg. 5), Thubelihle (Jg. 11), Artur (Jg. 7), Linus (Jg. 9) und Annika (Jg. 6)

Am Mittwoch, den 8. Mai 2024, warteten wir IRREGULäR-Redakteur*innen zusammen mit vielen anderen aufgeregten Schüler*innen vor der Aula. In der 5. und 6. Stunde sollte hier die Preisverleihung für den Bartholomäus-Schink-Preis stattfinden. Diesen Preis gibt es schon seit 34 Jahren an der KGS Rastede. Es handelt sich um einen Wettbewerb, bei dem Schüler*innen Arbeiten zu einem vorgegebenen Thema aus dem Bereich Anti-Rassismus einreichen. In diesem Jahr lautete das Thema „Die KGS Rastede – eine Schule ohne Rassismus?“ Es ging darum diesen Titel, den unsere Schule seit 22 Jahren trägt, zu reflektieren: Verdient unsere Schule diesen Titel überhaupt? Was müsste sich verändern, damit sie ihn „wirklich“ verdient?

Alle Schüler*innen, die Wettbewerbsbeiträge eingereicht hatten, waren zur Preisverleihung eingeladen. Wir haben als Arbeitsgemeinschaft mitgemacht, weil es uns wichtig ist, ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen. Außerdem wollten wir natürlich über die Veranstaltung berichten und waren neugierig, wie andere Schüler*innen das Thema bearbeitet haben. Als es dann losging kamen auch Frau Berger, der Bürgermeister sowie Vertreter*innen vom Förderverein, der SPD und Bündnis 90 / Die Grünen. Der Förderverein, die SPD und die Grünen finanzieren jedes Jahr die Preise und gehören zur Jury.

Bürgermeister Krause, Frau Rowohlt von Bündnis 90 / Die Grünen, Frau Wagener von der SPD, Frau Papenroth vom Förderverein, Schulleiterin Frau Berger und Herr Wüstenbecker, der Vorsitzende des Fördervereins, freuten sich über die vielen gelungenen Arbeiten der Schüler*innen. Foto: IRREGULäR.

Zur Eröffnung sang unser Schulchor das Lied „Blowing in the Wind“ von Bob Dylan. Danach begrüßte Herr Lemke, der die Veranstaltung organisiert hatte, die Anwesenden und sprach über Bartholomäus Schink. Er lebte in der Zeit des Nationalsozialismus. Er kämpfte gegen die Nazis und hat dabei auch selbst Gewalt angewendet. Er raubte, randalierte und hat auch mehrere Nazis umgebracht. Das tat er, um andere zu beschützen und um ihnen zur Flucht zu verhelfen. Deshalb wurde er mit 16 Jahren hingerichtet. Herr Lemke stellte die Frage: War Bartholomäus Schink nun ein Held, weil er im Widerstand gegen die Nazis kämpfte, oder war er ein Krimineller, weil er geraubt und gemordet hat? Mit dieser Frage wollte er uns zum Nachdenken anregen. Er selbst antwortete: “Bartholomäus Schink ist ein perfektes Beispiel, um die Schwarz-Weiß-Brille abzunehmen.“ Dieses Beispiel hat uns gezeigt, dass Menschen nicht entweder komplett gut oder komplett böse sind. In der Zeit des Nationalsozialismus hat sich Bartholomäus Schink entschieden gegen Unterdrückung und Rassismus zu kämpfen und Kämpfen geht nicht, ohne selbst Gewalt anzuwenden.

Milan Ildiz von der AG Für den Frieden forderte die Schulgemeinschaft auf, noch mehr gegen Rassismus zu tun. Foto: IRREGULäR.

Als nächstes sprach Milan Ildiz von der AG „Für den Frieden“ darüber, welche Rolle Rassismus in Schule und Gesellschaft spielt. Er stellte seiner Rede ein Zitat von Angela Davis voran: „Es reicht nicht, nicht rassistisch zu sein wir haben die kollektive Pflicht, uns aktiv gegen Rassismus einzusetzen.“ Milan erinnerte daran, dass die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ kein Zertifikat ist, sondern eine Selbstverpflichtung: „Es sind nicht nur Einzelne in der Schule – Schüler*innen oder Lehrer*innen – verantwortlich für den aktiven Kampf gegen Rassismus. Wir als Schule haben die Pflicht, dem Titel gerecht zu werden und ein Umfeld frei von Diskriminierungen und und unfairen institutionellen Verhältnissen zu schaffen.“ Milan wies besonders darauf hin, dass Rassismus in den Köpfen beginnt: „Rassismus ist ein Spektrum. Es beginnt beim stereotypischen Denken und endet bei Gewalttaten.“ Schulen und insbesondere Lehrkräfte tragen Milan zufolge dabei eine ganz besondere Verantwortung: „Lehrkräfte müssen nicht nur als Vorbild agieren, sondern auch die Fähigkeit besitzen, rassistisches Verhalten zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Schulen sind nicht nur Orte des Lernens, sondern auch Mikrokosmen der Gesellschaft, in denen sich die Vielfalt unserer Kulturen, unserer Sprachen und unserer Herkunft widerspiegeln.“

Nach dieser inspirierenden Rede wurden alle Wettbewerbsbeiträge vorgestellt. Für jeden Beitrag gab es eine Urkunde und einen Buchpreis. Es waren über 20 Wettbewerbsbeiträge von über 100 Schüler*innen. Neben Videos, Zeichnungen, Plakaten, Präsentationen, Umfragen, Texten und Comics gab es auch einen Podcast, ein Gesellschaftsspiel, ein Lied, einen Workshop und ein Gedicht. Dabei wurden auch Probleme an unserer Schule offen angesprochen und persönliche Erfahrungen mit Rassismus geteilt. Das folgende „Gedicht über Rassismus“ haben drei Schüler*innen aus Jahrgang 9 geschrieben.

Gedicht über Rassismus

Im Job, im Büro, so viel zu tun,
doch der Blick des Chefs, er lässt das Herz ruhen.
Nicht nach Können beurteilt, nur nach der Haut.
Das Gift das Rassismus, es zerreißt uns das Herz.

Denn die Farben, die wir tragen, sind ein Zeichen stark und klar,
für Vielfalt und für Freiheit, gegen jede Form von Groll und Bar.
Lasst uns gemeinsam gegen Vorurteils Macht
für eine Welt in der Die Liebe siegt bei Tag und auch bei Nacht.

Von den dunkelsten Ecken bis zu den hellsten Tagen,
das Gift das Rassismus verbreitet sich auf so viele Arten.

Wo Vorteile herrschen und Herzen werden bald zu Stein,
wenn wir nicht aufpassen und die Augen verschließen.
Doch wir müssen uns erheben, gegen die dunklen Mauern schießen.

Rassismus des Feind der uns auseinander reißt,
doch gemeinsam können wir ihn bekämpfen
mit Liebe in unseren Herzen.

Kein Platz für Hass, kein Raum für Schmerz,
lasst uns zusammenstehen, im Licht und im Herz
brechen sie die Ketten der Vorurteile,
lassen sie die Einheit herrschen, umfassen sie unsere Unterschiede.
Denn am Ende sind wir alle Menschen, verdienen Respekt,
stehen wir gegen Rassismus und seine schädliche Wirkung.

Ein Kind spielt allein auf dem Spielplatz dort, doch die anderen meiden es,
aus Angst und Furcht. Sie sagen :“ Geh weg ‚du bist nicht wie wir!“
Doch das Kind fragt sich nur: „Warum? Wieso? Wofür?“

In einer so vielfältigen Welt, in der sich Farben verflechten,
gibt es einen Schatten, der verweilt,
ein Problem, das wir nicht leugnen können.

Rassismus der Feind der uns auseinander reisst.
Doch gemeinsam können wir ihn bekämpfen
mit Liebe in unseren Herzen.

Dann wurde es noch einmal besonders spannend: Herr Lemke verkündete die Sieger*innen, die auch einen Geldpreis erhielten. Die Jury hatte die besten Arbeiten in vier Kategorien gekürt. Dabei wurden die Plätze wurden nach der Qualität der Arbeiten vergeben. Das heißt, dass nicht die beste Arbeit in einer Kategorie automatisch den 1. Platz belegte, sondern dass es nur dann einen 1. Platz gab, wenn eine Arbeit auch wirklich so gut war, dass sie den 1. Platz verdient hatte.

Kategorie 1 – Jahrgänge 5 bis 7

In Kategorie 1 gab es einen 2. Platz für die Klasse 6E3. Die Klasse hatte Plakate gegen Rassismus gestaltet und ein Video dazu gedreht.

Kategorie 2 – Jahrgänge 8 bis 10

In Kategorie 2 gab es zwei 2. Plätze und drei 3. Plätze. Ein 2. Platz ging an Mathilda und Paulina aus Jahrgang 9 für ihr Video, in dem sie sich damit auseinandersetzen, wie man an unserer Schule gegen Rassismus vorgehen kann. Außerdem belegten auch Nuha, Adriana, Diana und Mette aus Jahrgang 10 einen 2. Platz. Sie hatten einen Workshop zum Thema Rassismus vorbereitet und in einer sechsten Klasse durchgeführt.

Ein 3. Platz ging an Mariana, Anna und Ritadj aus Jahrgang 10, welche die Ergebnisse einer Umfrage an unserer Schule in einer Präsentation aufgearbeitet hatten. Auch Liv, Sarah und Jantje aus Jahrgang 10 erhielten einen 3. Platz für ihr Gesellschaftsspiel gegen Rassismus. Lasse, Joshua und Marlon kamen ebenfalls auf Platz 3 mit einem sehr ausführlichen Text, in dem sie die Ergebnisse einer Umfrage an unserer Schule analysiert und Schlussfolgerungen daraus gezogen hatten.

Kategorie 3 – Jahrgänge 11 bis 13

In der Kategorie 3 wurde der 1. Platz an Sina und Carolin vergeben, die das Lied „Für immer Frühling“ von Soffie neu interpretiert hatten.

Sonderkategorie

In der Sonderkategorie ohne Jahrgangszuordnung belegten wir IRREGULäR-Redakteur*innen mit unseren „Fake News gegen Rassismus“ den 1. Platz.

Nachdem alle Preise verliehen waren, hielt Frau Berger eine Abschlussrede. Sie sagte, dass es keine schwarz-weiß-Entscheidung sei, ob unsere Schule den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verdient hat. Denn es sei nicht so einfach zu überprüfen, wie viel Rassismus in einer Handlung oder einer Aussage stecke: „Es kommt auf den Kontext an, es kommt auf die Absicht an – will man Anderssein betonen, als Merkmal für Abgrenzung und Ausgrenzung nutzen?‘‘ Es werden sicherlich immer wieder rassistische Aussagen und auch Hakenkreuze in unserer Schule auftauchen. Frau Berger betonte, dass es aber darauf ankomme, dies zum Thema in unserem Schulalltag zu machen. So können wir der Selbstverpflichtung gerecht werden, die unsere Schule vor 23 Jahren mit dem Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ eingegangen ist. Ganz zum Schluss trat noch einmal unser Schulchor auf und sang das Lied „From now on“ von Benj Pasek und Justin Paul.


Annika, Jahrgang 6

„Die Preisverleihung hat gezeigt, dass wir an unserer Schule mehr gegen Rassismus tun und alle Schüler*innen dabei einbeziehen sollten. Am Bartholomäus-Schink-Preis finde ich gut, dass die Schüler*innen kreativ sein können.“

Alissa, Jahrgang 6

„Ich finde es toll, dass es einen solchen Preis gibt, da es um wichtige Themen geht, die man meiner Meinung nach schon als Kind lernen soll. Außerdem, finde ich es wichtig, dass sich so viele Menschen wie möglich mit dem Thema beschäftigen, um mehr gegen Rassismus zu tun.“

Artur, Jahrgang 7

„Mir ist durch die Veranstaltung klar geworden, dass es an unserer Schule große Probleme mit Rassismus gibt. Es wurden aber auch viele gute Lösungsansätze entwickelt. Besonders bewegend fand ich den Erlebnisbericht einer Schülerin, die im Schwimmunterricht einen Burkini getagen hat.“

Marit, Jahrgang 5

„Mich hat das Lied von Sina und Carolin sehr beeindruckt, weil es sehr berührend war. Den Bartholomäus-Schink-Preis finde ich auch deshalb gut, weil man damit an ihn erinnert und daran, was er getan hat.“

Linus, Jahrgang 9

„Ich finde es gut, dass es beim Bartholomäus-Schink-Preis jedes Jahr ein anderes Thema gibt. Dadurch setzen sich die Schüler*innen mit verschiedenen Fragestellungen auseinander. Mich hat vor allem die Vielfalt der Beiträge beeindruckt.“

Thubelihle, Jahrgang 11
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