Fridays For Future – Next Generation

Veröffentlicht am

von Lene, Tim, Simon (Jg. 6) und Linus (Jg. 8) mit freundlicher Unterstützung von Mark Bauer, Kenneth Haase, Manuel Wagner und Joost Hermeling (Jg. 12) sowie Jantine Böge (Jg. 12) und Tobias Mester

Am Freitag, den 23. September 2022, ist in Rastede wieder Klimastreik. Start ist um 10:00 Uhr an der Wilhelmstraße vor der KGS Rastede. Auch diesmal führt der Weg zum Rathaus, dort werden Ankündigungen und Reden zum Thema gehalten. Seid dabei, wenn wir wieder für einen konsequenten Klimaschutz in Rastede auf die Straße gehen!

Seit mehreren Jahren finden weltweit Demonstrationen und Streike unter dem Motto und Namen ,,Fridays For Future“ statt. Die Bewegung, welche von Klima-Aktivistin Greta Thunberg ins Leben gerufen wurde, fand schnell globalen Zuspruch, insbesondere bei Schüler*innen. Diese machen mit den Schulstreiks am Freitag auf die Klimakrise aufmerksam und setzen ein Zeichen gegen mangelnde Klimapolitik. Auch hier in Rastede hat die Bewegung Fuß gefasst. Angefangen hat es im Jahr 2019, als ein paar Schüler*innen, die inzwischen fertig sind mit der Schule auf einer großen Demo von Fridays For Future in Hamburg, waren. Dort waren an die 100.000 Menschen. Als sie dann wieder zurück in Rastede waren, dachten sich diese Schüler*innen: „Wir müssen in Rastede auch etwas machen. Denn es läuft gerade ganz viel falsch.“ Daher haben sie auch in Rastede eine Ortsgruppe von Fridays For Future gegründet, um auf kommunaler Ebene die Politik zu erreichen.

IRREGULäR hat für euch Bele Diedrich, Morten Müller, und Jantine Böge vom aktuellen Fridays-For-Future-Team interviewt. Sie berichten über die Arbeit des FFF-Teams, zu dem auch Frida Herma, Timo Poppinga, Katharina Nagel und Lena Wölfel gehören.


Was war eure persönliche Motivation, bei Fridays For Future Rastede mitzumachen?

Bele: Ich war 2020 als Teilnehmerin bei der Fahrrad-Demo gegen die A20 dabei, die von Fridays For Future, dem BUND und anderen Initiativen organisiert wurde. [Die A20 ist eine Autobahn, die durch Niedersachsen weitergebaut werden soll. Sie ist deutschlandweit das klimaschädlichste Projekt im Verkehrssektor, weil sie durch Moorgebiete führt, die viel CO2 speichern. Anm. der Red.] Dort wurde ich dann von den Fridays angesprochen, ob ich auch in der Ortsgruppe mitmachen will. Und da habe ich „ja“ gesagt, denn ich wollte nicht mehr nur dagegen sein, sondern mich auch noch mehr einbringen und selbst bei der Organisation der Demos mithelfen.

Morten: Mir wurde immer bewusster, dass hier beim Thema Klimaschutz etwas falsch läuft. Und ich hatte auch immer mehr das Gefühl, selbst etwas tun zu wollen. Wenn man auf einer Demo ist, dann fühlt man sich einfach nicht mehr so hilflos, wie wenn man vor der Tagesschau sitzt und da einfach nur passiv mitbekommt, was alles passiert. Bei einer Demo hat man so einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass irgendwie doch etwas passiert und man zumindest versucht, etwas zu verändern. Deshalb ist mir das so wichtig und daher bin ich dann auch bei der Organisation dabei.

Jantine: Ja, so war es bei mir auch. Mir ist es sehr wichtig, dass alles getan wird, damit die 1,5-Grad-Grenze nicht überschritten wird. Und wenn ich bei Fridays For Future mitmache, dann habe ich das Gefühl, ich tue mein Bestes, um irgendwie dazu beizutragen.

Welche Ziele verfolgt ihr als Fridays For Future Ortsgruppe?

Morten: Das oberste Ziel ist die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten. Wir gehen auf die Straße, damit auf kommunaler Ebene (also hier in Rastede und im Landkreis Ammerland), aber auch auf der Bundesebene der Klimaschutz so stark vorangetrieben wird, wie es nötig ist, damit sich die Erde nicht um mehr als 1,5 Grad erwärmt.

Bele: Unsere Proteste richten sich an die Politik. Denn die Politik muss beim Klimaschutz richtig was machten. Klimaschutz kann nicht an den Einzelpersonen hängen bleibt. Es kann ja nicht sein, dass man nur als Einzelperson versucht, zum Beispiel durch Fahrradfahren etwas zu verändern, sondern alle müssen etwas tun und das muss auch von oben – also durch die Politik und die Regierung – gesteuert werden.

Morten: Natürlich ist es gut, wenn Einzelpersonen Fahrrad fahren und es bringt auch etwas. Aber die großen Veränderungen, die notwendig sind, können nur von der Politik kommen. Dafür gehen wir auf die Straße, um das allen bewusst zu machen.

Könnt ihr uns ein paar Beispiele nennen, wo die Politik ansetzen soll, um auch im Großen endlich mehr für den Klimaschutz zu tun?

Morten: Das ist sehr vielschichtig. Denn im Endeffekt kann man kein Ministerium und keinen Bereich mehr ohne Klimaschutz denken. Das geht vom Agrarministerium bis zum Innenministerium, vom Bausektor über die Energiepolitik zum Verkehr… Ganz wichtig ist natürlich die Energiepolitik – dass man von den fossilen Energieträgern, also Kohle, Gas, Erdöl, aber auch vom Atomstrom komplett wegkommt und auf erneuerbare Energien wie Windkraft, Solarenergie, Wasserkraft umsteigt. Aber grundsätzlich muss man in jedem Bereich tätig werden.

Jantine: Am Bereich „erneuerbare Energien“ kann man auch gut erklären, warum die Politik jetzt so wichtig ist: Es kann ja erst einmal jeder selbst entscheiden, ob man privat Strom aus erneuerbaren Energien beziehen möchte. Wenn tatsächlich alle ab sofort nur noch Strom aus erneuerbaren Energien kaufen würden, würde dies die Wirtschaft so beeinflussen, dass nur noch Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wird. Aber ehe alle Bürger*innen soweit wären, würde das zu lange dauern. Dann wäre es schon zu spät, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Und deshalb muss die Politik grundsätzlich entscheiden, dass jetzt sofort auf erneuerbare Energien umgestellt wird, damit es gar keine andere Möglichkeit mehr gibt.

Habt ihr den Eindruck, dass ihr mit euren Demos schon etwas bewirkt habt?

Morten: Das ist zwar immer schwer festzumachen. Das wichtigste ist ja die große Aufmerksamkeit, die wir mit den Demos auf das Thema Klimaschutz lenken. Da kann man ganz klar sagen, dass Klimaschutz jetzt überall Thema ist und dass das viel ernster genommen wird als vorher. Aber es gibt auch ganz konkrete Erfolge, zum Beispiel ist beim Kohleausstieg inzwischen geplant, dass er schon 2030 vollzogen sein soll und nicht erst 2038. Das ist ein Erfolg, den man hauptsächlich Fridays For Future zuschreiben kann.

Bele: Man sieht es auch an den aktuellen Parteiprogrammen. Der Klimaschutz ist dabei ein viel größeres Thema als noch vor einigen Jahren. Ansonsten funktioniert es eben mehr indirekt, dass keiner mehr am Thema Klimaschutz vorbeikommt und allen klar geworden ist, dass mehr getan werden muss. In Rastede haben wir ja nun auch endlich eine Klimaschutzmanagerin. Dafür haben wir uns ganz konkret eingesetzt.


Globaler Klimastreik in Rastede am 25.03.2022

FFF Rastede, Westerstede und Bad Zwischenahn stellen sich vor und bedrucken T-Shirts für den Erhalt der Garnholter Büsche, die der A 20 weichen sollen. Foto: privat

Klimamarkt Ammerland in Westerstede am 10.07.2022

Auch hier in Rastede nehmen die Parteien den Klimaschutz inzwischen sehr viel ernster. Habt ihr damit euer Ziel vielleicht schon erreicht?

Morten: Natürlich laufen inzwischen einige Dinge schon etwas besser. Aber das ist noch lange, lange nicht genug, damit die 1,5-Grad-Grenze nicht überschritten wird. Und ich glaube daher auch nicht, dass wir in näherer Zukunft nicht mehr auf die Straße gehen müssen.

Bele: Dass der Klimaschutz in den Parteiprogrammen steht, heißt ja noch lange nicht, dass er tatsächlich auch umgesetzt wird. Das ist nur eine Willensbekundung. Es müssen dann auch Maßnahmen getroffen werden – und zwar nicht irgendwelche, sondern die müssen wirklich ausreichen, damit sich die Erde nicht mehr als 1,5 Grad erwärmt.

Morten: Solange in der Politik und in der Bevölkerung die Meinung vorherrscht, Klimaschutz sei teuer bzw. zu teuer, wird sich auch nicht wirklich etwas ändern. Alle müssen verstehen, dass Klimaschutz die günstigste Alternative ist. „Kein Klimaschutz“ wird uns letztlich sehr, sehr viel teurer zu stehen kommen.

Wie steht ihr zum Thema E-Autos? Setzt ihr euch dafür ein, dass es bald nur noch E-Autos gibt?

Bele: Fridays For Future setzt sich für eine Mobilitätswende ein. Dabei geht es darum, auf wirklich klimafreundliche Verkehrsmittel, wie Bahn, ÖPNV und Fahrrad umzusteigen. Es soll insgesamt sehr viel weniger Autos geben – also auch weniger E-Autos.

Morten: Es geht beim Thema Autoverkehr für uns überhaupt nicht darum, einfach alle Autos mit Verbrenner-Motor durch E-Autos zu ersetzen. Nur in den Bereichen, die man absolut nicht mit Bahn, Bus oder Fahrrad abdecken kann, soll es überhaupt noch Autos geben – das können dann zum Beispiel E-Autos sein. Aber die Frage, welchen Antrieb ein Auto hat, ist für uns gar nicht so wichtig. Wichtig ist, dass es insgesamt es sehr viel weniger Autos geben muss als jetzt.

Bele: Ja, wenn man zum Beispiel beim Lieferverkehr die Autos durch E-Autos ersetzen würde, wäre noch gar nicht viel gewonnen. Stattdessen muss das Schienennetz ausgebaut werden, damit mehr Güterzüge fahren können. Wenn wir die 1,5-Grad-Grenze einhalten wollen, dürfen grundsätzlich nicht noch mehr Straßen ausgebaut und Autobahnen gebaut werden. Das ist ein vollkommen falscher Ansatz. Jede neue oder besser ausgebaute Straße steht im Widerspruch zum Klimaschutz. Und nicht nur die Abgase der Autos sind klimaschädlich, sondern der gesamte Straßenbau verbraucht unglaublich viele Ressourcen und Energie und trägt daher enorm zur Klimakrise bei.

Jantine: Deshalb müssen auch die öffentlichen Verkehrsmittel ausgebaut werden. Niemand soll im Alltag mehr darauf angewiesen sein, mit dem Auto zu fahren.

Mahnwache auf dem Marktplatz mit dem großen gelben Kreuz als Symbol für Lützerath und den Kampf gegen den Kohleabbau. Foto: privat

Wir kennen ja alle eure Demos in Rastede. Gibt es noch weitere Aktionen und Aktivitäten von Fridays For Future Rastede?

Jantine: Mahnwachen sind auch ein Aktionsform von Fridays For Future. Im letzten Schuljahr haben wir zum Beispiel eine Mahnwache auf dem Marktplatz in Rastede gemacht, bei der es um den Ort Lützerath ging. Wir hatten ein riesiges gelbes Kreuz dabei und Infoblätter.

Bele: Das gelbe Kreuz ist ein „X“ und es steht für den „Tag X“ – das ist in diesem Fall der Tag, an dem der Ort Lützerath für einen Kohletagebau weggebaggert werden soll. Wenn dort nämlich auch noch Kohle abgebaut und zur Energiegewinnung genutzt wird, dann kann das Ziel, die 1,5-Grad-Grenze nicht zu überschreiten, eigentlich gar nicht mehr erreicht werden.

Morten: Deswegen ist der Ort Lützerath auch ein Symbol geworden, nämlich ein Symbol für den Kampf gegen den Kohleabbau. Wir setzen uns also zum einen dafür ein, dass der Ort nicht weggebaggert wird, und zum anderen geht es nicht nur um diesen einen Ort, sondern um einen schnelleren Kohleausstieg.

Ansonsten machen wir auch bei vielen Aktionen mit, die gemeinsam mit anderen Gruppen organisiert werden, wie zum Beispiel beim Klimacamp in Oldenburg oder bei der Initiative „Moor bleibt Moor“. Das ist ein Bündnis, bei dem sehr viele einzelne Initiativen dabei sind, die sich alle gegen den Weiterbau der A20 einsetzen. Als Ortsgruppe von Fridays For Future sind wir auch mit den anderen Fridays in Deutschland vernetzt. Wir organisieren nicht nur unsere Demos hier, sondern wir wählen auch Delegierte, die über die Ziele und die Arbeit von Fridays For Future auf Landesebene und auf Bundesebene mitentscheiden.

Wie sind denn die Reaktionen der Menschen? Was bekommt ihr für Feedback?

Morten: Das ist sehr verschieden. Bei der Mahnwache auf dem Marktplatz zum Beispiel waren einige Leute sehr interessiert und wussten noch gar nicht so gut Bescheid über die Folgen des Kohleabbaus. Die haben viele Fragen gestellt und letztlich auch zugestimmt, dass jetzt schnell mehr für den Klimaschutz getan werden muss. Aber es gab auch negative Reaktionen. Das ist dann auch nicht immer konstruktiv und teilweise sind schon Menschen dabei, die man vielleicht nicht direkt als Verschwörungstheoretiker bezeichnen würde, aber die schon sehr stark die Fakten verneinen. Zum Beispiel hat neulich jemand zu uns gesagt, dass die Bäume ja das CO2 bräuchten und deswegen würde es gar keinen Sinn ergeben, CO2 einzusparen.

Jantine: Auf der Mahnwache in Rastede hat auch eine Frau gesagt, wir sollen nach Hause gehen und etwas besseres mit unserer Zeit machen. Aber es kam auch gleich eine andere Frau dazu, die dem direkt widersprochen hat. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass wir mehr positives Feedback erhalten als negatives. Und vor allem unser persönliches Umfeld ist sehr positiv eingestellt, also meine Freunde … und auch mein Vater war total begeistert.

Wie ist eure Arbeitsweise in der Ortsgruppe und welche Aufgaben gibt es?

Bele: Wir organisieren uns über das Plenum. Das ist einfach ein Treffen, bei dem alle dabei sind, die mitmachen wollen und Zeit haben. Bei diesem Treffen wird alles besprochen, was gerade anliegt. Alle sind dabei gleichberechtigt und wir treffen die Entscheidungen gemeinsam. Das ist vor allem etwas für Leute, die auch ein bisschen mehr Verantwortung übernehmen und mitentscheiden wollen.

Jantine: Wir haben eigentlich für jeden passende Aufgaben. Wer zum Beispiel nicht so viel Verantwortung übernehmen will, kann auch einfach Flyer verteilen, oder unseren Instagram-Account betreuen. Dazu muss man nicht unbedingt bei jedem Plenum dabei sein, das kann man einfach so kurz absprechen.

Morten: Natürlich ist es auch ein bisschen zeitaufwändig, die Demos zu organisieren. Aber es gibt für den Einzelnen keine Verpflichtung, wie viel man genau machen muss. Man kann auch nur ab und zu zu einem Plenum kommen und grundsätzlich immer selbst bestimmten, was man machen will – Hauptsache, man ist dabei.

Was wünscht ihr euch von den Schüler*innen der KGS?

Bele: Am wichtigsten ist natürlich, dass möglichst viele Schüler*innen zu den Demos kommen. Dazu könnt ihr uns auf Instagram folgen, dann bekommt ihr immer alle aktuellen Infos. Und dann fragt alle eure Freund*innen, Familie, Nachbarschaft …, ob sie auch mitkommen. Ihr könnt auch kreativ werden und für die Demos Schilder malen. Wer uns außerdem gern bei der Organisation unterstützen möchte, kann uns über Instagram kontaktieren oder eine E-Mail schreiben an rastede@fridaysforfuture.is

Jantine: Man kann uns auch immer in der Schule ansprechen. Wer das Interview gelesen hat, kennt uns ja jetzt. Also, sprecht uns einfach an, wir sind immer für eure Fragen offen.

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Globaler Klimastreik in Rastede am 24.09.2021 – Video von Tobias Mester

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Verkehrswende jetzt – A20 nie! – Demo in Oldenburg am 21.05.2022 – Video von Tobias Mester

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