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von Mia, Lene und Tim (Jg. 5) – Redaktion Feldbreite spezial
Alle Fünft- und Sechstklässler*innen kennen Frau Ildiz. Denn sie ist an der KGS Rastede die Schulleiterin für die Jahrgänge 5 und 6 und kümmert sich darum, dass in der Feldbreite immer alles gut läuft. Im folgenden Interview könnt ihr Frau Ildiz noch besser kennenlernen und einen Blick hinter die Kulissen werfen. Denn wir haben ihr jede Menge wichtige Fragen gestellt – zum Beispiel, wie sie selbst als Schülerin war, wie sie ihren Job als Schulleiterin findet und was aktuell in der Feldbreite so los ist.
Frau Ildiz, welche Aufgaben haben Sie als Schulleiterin für die Jahrgänge 5 und 6?
Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass hier an der Feldbreite alles gut läuft… Wenn mal ein Vertretungslehrer nicht gekommen ist, dann muss ich mich darum kümmern. Wenn Schüler sich nicht so an Regeln halten – und das passiert immer wieder – dann kann es sein, dass ich auch mal Sozialstunden vergebe. Und ich achte darauf, dass der Unterricht hier gut laufen kann und dass es keine Störungen gibt. Ansonsten muss ich Gespräche führen.
Ein weiterer Schwerpunkt von mir ist, dass ich den Übergang von der Grundschule zur KGS organisiere, also Schnuppertage für die Viertklässler, Informationsveranstaltungen für die Eltern, Kennenlerntage für die neuen Fünftklässler. Oder Veranstaltungen wie den Apfeltag, die Internetaktionstage, Einlebenstage, Besuch im Naturkundemuseum – das habe ich mit vielen Kollegen gemeinsam vorbereitet und ich organisiere, dass das alles vernünftig umgesetzt werden kann.
Dann gibt es zum Beispiel in der Wilhelmstraße einen Wasserspender und die Schüler, die das das damals initiiert haben, wollen, dass wir so etwas auch hier machen. Also führe ich Gespräche mit der Gemeinde, ob die das finanzieren. Und ich habe Gespräche mit dem Hausmeister, wenn hier etwas nicht passt. Es ist so viel, dass mir jetzt wahrscheinlich gar nicht alles einfällt.
Wie ist es denn dazu gekommen, dass Sie Schulleiterin für den fünften und sechsten Jahrgang geworden sind?
Ja, das ist eine gute Frage! Ich war selber auch überrascht. Ich habe früher nie selbst daran gedacht, dass ich das machen möchte. Ich war ja hier eine normale Lehrerin und Klassenlehrerin und habe das auch immer ganz gerne gemacht. Und dann wurde ich hier von unserem ehemaligen Schulleiter, Herrn Kip, angesprochen, ob ich das nicht machen möchte.
Ich war ganz überrascht und habe lange überlegt. Und nach langem Überlegen habe ich mir gesagt: „Mensch, eine neue Herausforderung, ich gestalte gerne mit und organisiere auch Sachen. Dann mach ich das mal!“ Und jetzt freue ich mich echt, dass Herr Kip mich das damals gefragt hat, weil mir das richtig Spaß macht – auch wenn es manchmal stressig ist.
Wer ist die Schulleiterin in der Wilhelmstraße?
Frau Berger ist die Rektorin von der gesamten Schule, da gehört auch unsere Feldbreite dazu. Ich bin hier die Leiterin der fünften und sechsten Klassen. In der Schulleitung sind sieben Kollegen, die zusammen fast gleichberechtigt die Schule führen. Aber Frau Berger ist unsere Rektorin, die am Ende, wenn wir uns gar nicht einig sind, die Entscheidung treffen darf und muss. Aber dazu ist es noch nicht gekommen, wir konnten uns immer gut einigen.
Werden Sie auch für Vertretung eingesetzt?
Ja, wenn im Kollegium wir viele Erkrankungen haben und die Kollegen das nicht alleine wuppen können, dann geht die Schulleitung auch mit in die Vertretung – natürlich. Und ich habe auch noch normalen Unterricht. Es ist nicht so, dass ich nur im Büro sitze. Ich habe noch Sportunterricht und auch Mathe. Das sind meine Fächer.
Wie waren Sie eigentlich selbst als Schülerin?
Ich war eigentlich eine ganz strebsame Schülerin. Das heißt, ich hab mich immer viel beteiligt. Ich habe bestimmt auch mal zwischendurch mit meiner Freundin gequatscht – aber eher seltener. Meine Noten in der Grundschule waren gar nicht so gut, weil ich da noch nicht so gut Deutsch sprechen konnte. Ich kam ja aus der Türkei hierher nach Deutschland. Da war ich fünf Jahre alt und musste erst einmal die Sprache lernen. Deswegen hatte ich am Anfang gar nicht so gute Noten. Aber sie sind dann jedes Jahr immer besser geworden. Also war ich nachher dann eigentlich doch eine gute Schülerin. Aber es hat ein bisschen gedauert.
Können Sie sich dann gut in die Flüchtlingskinder hineinversetzen, die zu uns an die Schule kommen?
Im Vergleich zu unseren Flüchtlingskindern, die gerade jetzt im fünften oder sechsten Jahrgang zu uns kommen, war es für mich damals leichter, hier in Deutschland anzukommen, weil ich noch relativ klein war. Für mich war es nur in der Form schwierig, weil ich kein Wort Deutsch verstanden habe. Ich finde, die machen das echt toll, dass sie versuchen ihr Bestes zu geben. Meine Erfahrung ist, dass es ganz wichtig ist, dass die Mitschüler in der Klasse sie unterstützen und helfen. Und dabei geht es nicht um Unterstützung bei den Aufgaben, sondern darum, dass sie sich einfach mit den Schülern unterhalten, vielleicht auch mal verabreden. Das war für mich selbst damals das Wichtigste: nicht der Unterricht, sondern dass die Schüler mir gezeigt haben, dass ich dazu gehöre.
Sind sie damals auch mit ihrer Familie geflüchtet, oder sind sie einfach so nach Deutschland gekommen?
Wir sind ganz normal mit dem Flugzeug hierher gekommen. Wir sind also nicht geflüchtet. Aber wir sind hergekommen und hiergeblieben, weil wir politisch verfolgt wurden. Das ist ein bisschen schwierig zu erklären. Es ging uns dort also nicht so gut aus verschiedenen Gründen und deshalb sind wir nach Deutschland gekommen. Und das tun ja die Flüchtlinge auch, weil sie keine andere Wahl haben und nicht, weil sie aus Spaß nach Deutschland kommen wollen.
Und was war früher Ihr Traumberuf?
Meinen Traumberuf habe ich erst kurz bevor ich angefangen habe, ihn zu studieren, herausgefunden – und zwar Lehramt. Am Anfang habe ich gedacht, ich möchte Anwältin werden. Und da meine Noten für das Jurastudium nicht gut genug waren, habe ich gedacht, ich mache eine Ausbildung. Als ich die dann angefangen hab, habe ich gemerkt: Das ist doch nix für mich, nur im Büro zu sein. Ich möchte mit Menschen zu tun haben und mit Kindern. Und dann war mir ganz schnell klar, dass ich Lehramt studieren möchte. Und dann habe ich das auch sofort umgesetzt.
Sind sie streng als Lehrerin?
Ich glaube schon … Also, ich mag es, wenn die Schüler sich an die Regeln halten. Und wenn das gut klappt, dann bin ich – glaube ich – nicht so streng. Aber wenn das nicht gut klappt, dann bin ich etwas strenger.
Wie kam es eigentlich dazu, dass in der Feldbreite das neue Gebäude gebaut wurde?
Wir hatten hier zu wenig Klassenräume. Es wurden ja immer mehr Schüler angemeldet in jedem Jahr, so dass unsere Klassenräume gar nicht gereicht haben. Deshalb wurde das neue Gebäude – die sogenannten Modulklassen – gebaut. Und nun haben wir in diesem Jahr endlich das Glück, dass wir so viele Klassenräume in der Feldbreite haben wie Klassen, so dass wir nicht auch noch die Naturwissenschaftsräume zu Klassenräumen umfunktionieren mussten.
Wieso wurde der Kiosk geschlossen? Und wird es bald wieder einen Kiosk geben?
Das ist ganz schade. Es ist so, dass Herr Steenken, der ehemalige Hausmeister, den Kiosk schon ewige Jahre nebenher geführt hat. Als er dann in Pension gegangen ist, hat die Gemeinde entschieden, dass das nicht mehr so geht, dass der Kiosk vom Hausmeister betrieben wird. Das müsste eine Firma machen. Aber für eine Firma lohnt sich das nicht, hier vormittags in zwei Pausen zu verkaufen. Deswegen haben wir im Moment keinen Kiosk.
Was passiert denn mit dem ehemaligen Kiosk? Kommt dort etwas anderes hin?
Wir haben überlegt, ob wir eine Spiele-Ausleihe dort installieren können. Wir wollen vielleicht sogar mit der Grundschule zusammenarbeiten. Aber bisher haben wir erst einmal nur Ideen gesammelt.
Gibt es bei uns in der Feldbreite zur Zeit viele Probleme auf dem Pausenhof?
Ja, jetzt mit Corona haben wir häufig die Situation, dass sich die Schüler nicht so an die Regeln halten … dass man zum Beispiel in bestimmten Bereichen nicht mit dem Ball spielen darf. Dass dann dort mit dem Ball gespielt wird und Kinder verletzt werden, das ist so ein Problem, das wir immer wieder haben. Im Moment ist es noch schwieriger, weil ihr nicht auf den Bereich des anderen Jahrgangs dürft. Deswegen wechseln wir jede Woche, damit ihr die Möglichkeit habt, in dem anderen Bereich zu spielen. Aber das klappt nicht so. Und auch dass alle Schüler draußen sein müssen: Wenn es jetzt kälter wird, halten sich die Schüler*innen wieder im Forum auf oder irgendwo auf den Gängen… – solche Sachen. Aber das ist kein Problem, was jetzt unsere Schule speziell hat, sondern das haben auch andere Schulen.
Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf das Schulleben in der Feldbreite aus?
Bei den Schülern merke ich jetzt, dass viele eine harte Zeit hatten, weil die ganz viel allein zu Hause waren, ihre Freunde und Freundinnen nicht hatten. Gerade je jünger die Schüler sind, desto wichtiger ist es, dass sie diesen persönlichen Kontakt haben… dass sie auf dem Schulhof zusammen sind. Und man merkt jetzt seit dem Sommer, dass viele Schüler Schwierigkeiten haben, wieder vernünftig miteinander umzugehen… viel mehr Körperkontakt suchen als vorher und sich dabei auch viel häufiger gegenseitig wehtun. Manche Kinder wissen gar nicht mehr, wie sie andere Kinder darum bitten, dass sie mit ihnen spielen sollen. Sie tun das auf eine ganz schwierige Art und Weise, so dass es zu vielen Konflikten kommt, weil ihnen die Übungszeit dafür gefehlt hat. Die hatten sie ja sonst immer, weil sie jeden Tag zur Schule gekommen sind. Dann waren sie jetzt anderthalb Jahre gar nicht so richtig in der Schule und das merkt man, dass ihnen das gefehlt hat.
Wir merken auch, dass die Kinder sich nicht mehr so gut konzentrieren können, weil sie zu Hause viel am PC waren oder Filme geguckt haben und so weiter. Und deswegen haben wir ja das soziale Lernen ausgeweitet. Das heißt, ihr habt ja jetzt zwei Stunden „Soziales Lernen“ – vorher war das nur eine Stunde –, weil wir gemerkt haben, dass wir viel mehr gemeinsam machen müssen, dass wir uns viel mehr unterhalten müssen mit den Schülern, und viel mehr hören müssen: Was machen die Kinder eigentlich? Wie geht es ihnen? Deshalb machen wir in diesem Jahr auch mehr Aktionen im Klassenverband und die Einlebenstage wurden ausgeweitet.
Wird es in den nächsten Schuljahren Neuerungen oder Veränderungen in der Feldbreite geben?
Eigentlich haben wir immer in jedem Schuljahr an einer Neuerung gearbeitet. Aber durch Corona sind wir ein bisschen gebremst worden und können ja vieles, was mit Kontakten zu tun hat, nicht so machen. Im Moment versuchen wir erst einmal die Sachen, die wir vorher hatten, wieder zu aktivieren. Wir haben zum Beispiel die Verkehrstage für den fünften Jahrgang seit zwei Jahren nicht durchgeführt, die wollen wir dieses Jahr gern umsetzen, wenn die Corona-Lage nicht wieder so dramatisch wird. Neue Dinge machen wir also erst einmal nicht, sondern wir versuchen erst einmal Corona zu verarbeiten und zu schauen, wie wir das gut organisiert bekommen. Wir wollen erst einmal kleine alltägliche Sachen machen und schauen, dass wir wieder unseren normalen Betrieb in Gang bekommen.
Liebe Frau Ildiz, vielen Dank für das nette Gespräch.
Für unser Interview haben wir zuerst alle Fragen aufgeschrieben, die wir Frau Ildiz gern stellen wollten. Dann konnten wir mit Maske und Abstand das Interview durchführen. Das Ganze wurde mit einem Aufnahmegerät aufgezeichnet. Währenddessen sind uns noch mehr Fragen eingefallen und es war ein schönes Gespräch. Vom Gespräch bis zum fertigen Interview hat es aber noch etwas gedauert. Denn wir haben dann erst einmal gemeinsam Textstellen herausgekürzt und alles in eine gute Reihenfolge gebracht. Zum Schluss haben wir dann die Fotos eingefügt.