Fast Fashion & Klimakrise

Veröffentlicht am

von Jana Wischenkewitz (Jg. 13)

Shoppen bis der Arzt kommt und dabei kein schlechtes Gewissen haben? Heutzutage kaum noch denkbar. Denn unsere Vorliebe für schnell wechselnde Modetrends hat gravierende Folgen: Die Fast-Fashion-Modeindustrie, deren Produkte wir so gern kaufen, zerstört die Umwelt und verstärkt die Klimakrise.

Die meisten Jugendlichen gehen gerne in die Stadt bummeln und kaufen dabei auch das ein oder andere Teil. Man kauft nicht ein, weil man etwas benötigt, sondern weil das Einkaufen selbst Spaß macht. Oft werden dabei bekannte Modeketten wie Zara, H&M und Urban Outfitters angesteuert. Doch was viele nicht wissen: diese Fast-Fashion-Brands sind für eine sich stets verschlechternde Klimabilanz verantwortlich.

Was ist Fast Fashion?

Fast jede*r Jugendliche ist mit Fast Fashion schon einmal in Berührung gekommen und auch selbst zum Konsumenten geworden. Es handelt sich um ein Geschäftsmodell, bei dem trendbezogene Kollektionen möglichst schnell und billig produziert und verkauft werden. Für Jugendliche sind dabei meist die attraktiven und günstigen Preise besonders ansprechend. Denn sie verfügen über ein etwas kleineres Budget, aber ein umso größeres Interesse an Mode und Trends. Um diese beiden Faktoren miteinander verbinden zu können, shoppen Jugendliche gern bei Zara, H&M und Co. Aber nicht nur die günstigen Preise charakterisieren eine Fast-Fashion-Modekette. Bei Fast Fashion nimmt der Konsument eine wichtige Rolle ein. Denn er bestimmt die Masse an Kleidungsstücken, welche oft unter Verletzung der Menschenrechte meist in Süd-Ost-Asien produziert werden.

Fast Fashion zerstört die Umwelt und verstärkt die Klimakrise

Die Masse an Kleidungsstücken muss irgendwo herkommen und irgendwohin wieder verschwinden. Produziert werden die Modeartikel zwar auch aus Baumwolle, aber über 70% bestehen aus Kunstfasern. Ein T-Shirt aus Baumwolle benötigt zur Herstellung zwei- bis dreitausend Liter Wasser, das entspricht etwa 20 Badewannen. Als robuste und billige Kunstfaser wird hauptsächlich Polyester verwendet, welches nur sehr schwer abbaubar ist. Übrig bleibt vorwiegend Mikroplastik, das sich in Seen, Böden und auch Ozeanen anreichert.

Die ökologischen Folgen der Massenherstellung sind gravierend und nicht zu übersehen. 1,2 Milliarden Tonnen CO2 werden durch die Produktion jährlich ausgestoßen. Für eine einzige eingesparte Tonne könnte man mit einem PKW durchschnittlich mehr als 6500 Kilometer fahren. Und das alles nur, weil die Nachfrage immer größer wird und jedes Jahr hundert Milliarden neue Kleidungsteile produziert werden. Online-Handel macht das Shoppen noch leichter. Das zeigt sich auch in der Corona-Pandemie: Viele Jugendliche genießen die Vorfreude auf ein neues Paket, das sie dann kostenlos wieder zurückschicken können. Doch nicht nur der Weg von der Filiale zum Konsumenten, sondern vor allem der Transport per Luftfracht verursacht Emissionen. Dieser Hype ist für Klima und Umwelt eine Katastrophe.

Schlimmer noch: Auch die Reinigung und Entsorgung der Kleidungsstücke hinterlässt ihre Spuren. Rund 60 Prozent landen nach einem Jahr im Müll, während ein Viertel der Kleidungsstücke nicht verkauft und somit nicht genutzt wird. Das sind nicht nur buchstäblich „Berge an Klamotten“. Tatsächlich befindet sich das Endlager für unverkäufliche Klamotten in der chilenischen Wüste Atacama. Etwa 39 Millionen Kilo Klamotten werden dort jährlich entsorgt – ein Großteil davon Fast-Fashion-Abfälle. Die Umwelt leidet unter den Folgen der Massenentsorgung und der Reinigung der Textilien. Ein Drittel der Partikel im Ozean entstehen durch das Waschen von synthetischen Textilien, so die Weltnaturschutzunion (IUNC). Denn selbst der eigene Waschtag zu Hause verursacht Mikroplastik, welches ins Abwasser gespült wird.

Die umweltschädliche Entsorgung trägt dazu bei, dass die Ozeane zerstört werden und hunderttausende Meeressäuger jedes Jahr ihr Leben verlieren. Die Fast-Fashion-Industrie zerstört somit nicht nur den Lebensraum, sondern beeinflusst auch nachhaltig das Leben auf unserer Erde. Denn durch die Verschmutzung der Meere und der Natur wird weniger CO2 gebunden. Die Ozeane erhitzen sich, Gletscher schmelzen, Naturkatastrophen, Dürre und vermehrte Hungernöte sind nur einige Konsequenzen, für die die Modeindustrie und ihre Kund*innen verantwortlich sind.

Fast Fashion boomt

Die Modeindustrie, welche inzwischen nahezu wöchentlich neue Kollektionen und Trends auf den Markt bringt, hat nur ein Ziel: Die modeaffine Jugend soll angesprochen und noch stärker zum Kauf animiert werden. Laut einer Umfrage von Greenpeace achten Jugendliche beim Kauf von Klamotten besonders auf das Design, den Preis und auf das Label. Die Qualität der Kleidungsstücke scheint dabei weniger wichtig zu sein. Der Modekonsum der jungen Leute wird durch die Medien massiv verstärkt und besonders Plattformen wie Instagram und Co. können eine beeinflussende Wirkung haben – sei es eine Produktplatzierung in einem Youtube-Video oder Influencer*innen, die einen „Klamotten Haul“ für ihre Follower abdrehen. Jugendliche sind leicht zu gewinnen. Mit ihrem kleineren Budget und dem Wunsch sich gerne etwas Trendiges kaufen zu wollen, ist es für die Fast-Fashion-Industrie leicht, dieses Bedürfnis zu erfüllen und durch Werbung weiter anzustacheln.

Alternativen zu Fast Fashion

Doch auch nachhaltige Mode muss nicht immer teuer sein, denn immer mehr Start-Ups engagieren sich in dieser Branche. Das Modellabel „Nu-in Fashion“ von Stefanie Giesinger ist ein Beispiel dafür, dass Nachhaltigkeit und Trends auch einen gemeinsamen Nenner finden können. Um diesem Ziel gerecht werden zu können, wird die verkaufte Kleidung aus recyceltem Plastikmüll hergestellt und innerhalb Europas produziert. Auch Second-Hand-Shopping wird bei der Jugend immer beliebter. Die Online-Handelsplattform „Vinted“ ermöglicht es, Kleidung, Accessoires und Kosmetik zu tauschen, zu verkaufen und zu verschenken. Und auch der Besuch von Flohmärkten und Second-Hand-Shops trägt zum Wohle der Umwelt bei. Und selbst wenn dein Kleiderschrank voller Fast-Fashion-Artikel ist, kannst du deine ungetragenen Kleidungsstücke entweder verkaufen, verschenken oder spenden.

Wichtig ist, hierbei zu bedenken, dass ein nachhaltiger Konsum nicht allein aus Second-Hand-Shopping und Recyclen besteht. Denn Nachhaltigkeit bedeutet auch immer, weniger und gezielt zu kaufen. Es geht vielmehr darum, dass unsere Mode langlebiger wird und Trends auch einen längeren Zeitraum überdauern können. Die Langlebigkeit eines Kleidungsstückes wird durch die Qualität und die Art der Herstellung charakterisiert. Um nachhaltiger zu shoppen, müsste die junge Konsumgesellschaft einen höheren Preis bezahlen – den Preis, den bei einer billigen Herstellung Umwelt und Gesellschaft tragen müssen. Die Jugendlichen müssten sich also mehr Gedanken über die Frage „Was brauche ich wirklich?“ machen und ihre neue, etwas teurere Kleidung mit einem anderen Bewusstsein tragen. Es gibt viele Wege, um seinen eigenen Konsum nachhaltiger zu gestalten und zu entschleunigen. Sei es per Second Hand oder durch die Investition in ein langlebigeres und gleichzeitig nachhaltigeres Kleidungsstück.

Fast Fashion ist das Geschäftsmodell einer Modeindustrie, die auf Gewinnmaximierung um jeden Preis aus ist. Die Konsequenzen dieses rücksichtslosen und umweltschädlichen Verhaltens müssen Umwelt und Mensch tragen. Die unscheinbare Modeindustrie beeinflusst die weltweite Klimabilanz und zerstört wertvollen Lebensraum. Das Problem muss bei der Wurzel angepackt werden: beim Ort der Herstellung, bei der Art der Herstellung und bei der Entsorgung. Aber auch der Konsument muss sich seines Verhaltens bewusst werden und Eigeninitiative ergreifen. Nur so kann nachhaltig und zugleich trendig geshoppt werden.


Du willst nachhaltiger shoppen, weißt aber nicht wo? Hier sind ein paar Links zu von mir empfohlenen nachhaltigen Labels:


Du willst dich noch ausführlicher über das Thema Fast Fashion informieren? Das sind meine Quellen:


Jana Wischenkewitz,
Jahrgang 13

Meinen Artikel „Fast Fashion & Klimakrise“ habe ich im Rahmen meines Seminarfachs „Journalismus im 21. Jahrhundert“ verfasst. Mit dem Thema habe ich mich schon Anfang 2021 in meiner Facharbeit näher beschäftigt und mich dazu entschlossen weiterhin daran zu arbeiten. Mich hat das Thema Mode schon immer interessiert. Ich selbst habe früher aber nie Wert darauf gelegt, woher meine Kleidung kommt und wie diese produziert wurde. Doch je älter ich wurde, desto mehr wurde mir klar, wie viel und absolut nicht nachhaltig ich eigentlich geshoppt habe. Nachdem ich mich mehr mit der Problematik auseinandergesetzt habe, versuche ich Stück für Stück meinen Konsum nachhaltiger zu gestalten und zu reduzieren.
Für meinen Beitrag habe ich mich auf meine Rechercheergebnisse aus meiner Facharbeit gestützt und zusätzliche Informationen gesammelt und geprüft. Der Arbeitsprozess hat mir sehr viel Spaß gemacht und mich noch mehr zum Handeln angeregt. Besonders das Schreiben des Artikels hat mir gefallen, auch wenn es ab und an eine Herausforderung war die Zielgruppe anzusprechen. Mit meinem Beitrag möchte ich junge Menschen vorsichtig zum Nachdenken anregen, ihr eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen und bewusst nachhaltiger zu shoppen.

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